Gesamtumschlagsprognosen und Realität

Nach den Prognosen des Hafenentwicklungsplans von 1976 wäre Altenwerder bereits 1985 für neue Containerumschlagsanlagen gebraucht worden, da die vorhandenen Umschlagsflächen nicht ausreichen würden. Wie wenig Umschlagsprognosen für eine Hafenplanung und -erweiterung geeignet sind, zeigt der tatsächliche erreichte Gesamtumschlag im Vergleich mit den Prognosen. 

Gesamtumschlag

Die Prognosen für den Gesamtumschlag erwiesen sich immer als zu hoch und wurden immer nach unten korrigiert. Nach der Öffnung des Ostens wurde eine Prognose erstellt, die sich inhaltlich von den Prognosen aus den 70er Jahren nicht unterschied. Ca. 100 Mio. t Gesamtumschlag sollten 1999 erreicht werden, umgeschlagen wurden aber nur 81 Mio. t. Für das Jahr 2015 wird ein Gesamtumschlag von 221,6 Millionen Tonnen prognostiziert.

Containerumschlagsprognosen und Realität

Die Prognosen für den Containerumschlag waren dagegen immer zu niedrig, trotz der überproportionalen Steigerung konnte der Containerumschlag im jetzigen Hafengebiet bewältigt werden. Die Hafenerweiterung in Altenwerder wurde mit zunehmenden Containerumschlag in TEU (Twenty Feet Equivalents Units) und mit der nicht ausreichenden Flächenkapazität begründet. 

Da es unterschiedlich große Container ( 20 und 40 Fußcontainer) gibt, wurde ein Einheitsmaß für Container (Twenty Feet Equivalent Unit) TEU eingeführt. Zum Beispiel betrug der Umschlag aller Containergrößen 2004 im Hamburger Hafen 4,461 Millionen Container, daraus ergeben sich 7,003 Millionen TEU.

TEU Umschlag

Auch hier liegen die Prognosen unter der Realität. Der tatsächliche Umschlag 1999 war aber bereits größer als der für das Jahr 2000 vorhergesagte. Die maximale Kaiumschlagskapazität (incl. aller geplanter Umstrukturierungen) im Hamburger Hafen wurde mit ca. 3,4 Mio. TEU angegeben, tatsächlich wurden aber 1999 bereits 3,74 Mio. TEU umgeschlagen. Laut Prognose der Hamburger Wirtschaftsbehörde soll sich der Umschlag bis 2015 auf 18,1 Millionen TEU verdoppeln.

Containerumschlag

Bei den Containerumschlagsmengen in Tonnen werden die Eigengewichte (ca. 2 Tonnen) der Container mit berücksichtig und seit 1996 fließen auch die Gewichte der Leercontainer mit in die Statistik ein.

Der Anteil der Leercontainer im Hamburger Hafen beträgt im Mittel 14,66 Prozent, das sind immerhin knapp eine Millionen TEU bzw. etwa zwei Millionen Tonnen. Das durchschnittliche Bruttogewicht für ein TEU beträgt 10,32 Tonnen. Würden die Eigengewichte der Container nicht mit in die Umschlagstonnage eingerechnet, ergibt sich ein Containerumschlag in 2004 von nur etwa 60 Millionen Tonnen statt der angegebenen 74. 

Der internationale Vergleich in der Flächennutzung zeigt deutlich, dass im Hamburger Hafen noch erhebliche Kapazitäten vorhanden sind.

Vergleich

Die Prognosen über die mengenmäßige Entwicklung des Seetransports und des Umschlags in Tonnen oder Containerzahlen sind keine geeignete Basis für die Beurteilung der wirtschaftlichen Bedeutung des Hafens für die Stadt Hamburg. Sie können auch nicht unmittelbar als Grundlage für die Hafenerweiterung verwendet werden. Vielmehr müssen heute die Wertschöpfungsmöglichkeiten und Beschäftigungsperspektiven, die vom Hafen ausgehen und in Zukunft ausgehen können, betrachtet und benannt werden.

Hafen keine Jobmaschine

Über die Beschäftigung im Hamburger Hafen gibt es verschiedene Untersuchungen und Abschätzungen. Die Entwicklung der Beschäftigung ist jedoch kaum dokumentiert. Grundlage aller Zahlenangaben ist  wohl eine Abschätzung der Hamburgischen Landesbank von 1985. Danach sollen von den ungefähr 800.000 Arbeitsplätzen in Hamburg 144.000 direkt oder indirekt vom Hafen abhängig sein. Diese Zahl wird von der Hafenwirtschaft wie auch von der Hamburger Wirtschaftsbehörde für die Begründung der Hafenerweiterung oder Elbvertiefung immer wieder genannt. Selbst die Gewerkschaft Verdi geht mittlerweile damit hausieren und meint der Hafen sei eine Jobmaschine. 

Dass der Hafen keine Jobmaschine ist, wird an den veröffentlichen Zahlen der Wirtschaftsbehörde Hamburg von 1997 und 2005 deutlich. In der Begründung zur letzten Elbvertiefung hieß es: “Der Hamburger Hafen ist somit - direkt und indirekt - Grundlage für etwa 15% aller Arbeitsplätze in Hamburg und damit für ca. 140.000 Beschäftigte.“ (Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe, Das Projekt im Überblick, FHH Wirtschaftsbehörde 1997) Im Hafenentwicklungsplan 2005 sind es nur noch rund 124.000 und etwa 12% aller Arbeitsplätze in Hamburg. Innerhalb von 8 Jahren hat der Hamburger Hafen also rund 16.000 Arbeitsplätze vernichtet! 

Das Gutachten “Entwicklungstendenzen der deutschen Nordseehäfen bis zum Jahre 2015“ vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik hat festgestellt, das in Hamburg die Anzahl der direkt mit der Abfertigung von Schiff und Ladung beschäftigten Arbeitnehmer gegenüber 1993 um 43% auf knapp 5.000 abgenommen hat. (Entwicklungstendenzen der deutschen Nordseehäfen bis zum Jahre 2015, ISL, Bremen 2000, S. 3-64)

März 2006


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