Ok Tedi Umwelt - Belastungen


In Chile, wo die größten Kupferminen der Welt betrieben werden, wird der Abfall auf Halde beiseite gelegt und bleibt dort im Wüstenklima für lange Zeit so liegen. Auf Neuguinea ist die Lage schwieriger. Tropische Regenfälle waschen jede Halde hinweg, wenn sie nicht durch einen Damm oder als Deponie-Bauwerk gesichert wird. Die Regierung von PNG hatte zur Auflage gemacht, einen Stausee für die Tailings anzulegen, und OTML begann auch, einen Damm südlich der Mine zu konstruieren. Ein Erdrutsch beschädigte jedoch 1984 die Fundamente des Damms. In Anbetracht der Gefahr für die Unterlieger bei  einem Dammbruch durch Erdbeben oder Erdrutsch, verzichtete man auf den Damm, ohne eine Alternative anzubieten. Das bedeutete, dass aller Abfall ohne Behandlung seitdem in den Fluss geschüttet wird. 

Am Oberen Ok Tedi wurde das Flussbett mit groben Gestein und Sand aufgehöht, "aggradiert". Ok Mani und Sulphide Creek, genau unterhalb der Abraumkippen, sind 50 bis 80 m hoch angefüllt. Der Ok Tedi bei Tabubil wurde um 10 bis 20 m höhergelegt. Die Bergleute verpassen keine Gelegenheit, die Erdrutsche im Gebirge zu erwähnen, die ein Flussbett in einem Rutsch füllen können. Ein Einzelereignis wie ein Erdrutsch kann aber nicht mit dem ständigen Eintrag von Abfall verglichen werden. Flussbett und -aue wird keine Pause gegönnt und können sich nie erholen. Erde und Gestein aus einem Erdrutsch haben eine ganz andere Zusammensetzung als Minenabfall. An keinem anderen Fluss ist durch Erdrutsche ein Schaden zu beobachten, wie die Aggradation des Flussbetts des Oberen Ok Tedi auf 90 km Länge, und ein massives Absterben von Regenwald in der Flussaue des unteren Ok Tedi auf weiteren 100 km Fliessstrecke.
Ein Hubschrauberflug den Ok Tedi abwärts

Ok Tedi at Tabubil

Massive Aufhöhung des Ok Tedi bei Tabubil

Ok Tedi sollte wie der Kvirok aussehen, der vom Mt. Fubilan nach Westen fliesst. Foto OTML.


Wenn der Ok Tedi unterhalb von Ningerum ins Tiefland eintritt, fliesst er sanft und langsam durch eine weite Flussaue. Hier kommen die feineren Partikel von der Mine an und setzen sich in derartigen Mengen ab, dass das Flussbett bis zum Rand gefüllt wird. Das Wasser überschwemmt deshalb die gesamte Aue, sobald der Wasserstand die normale Marke nur geringfügig überschreitet. Mehr Sand lagert sich in der Aue ab und blockiert den Abfluss aus Teichen und Prielen. Obwohl die Vegetation an Überschwemmungen angepasst ist, kann sie so viel nicht vertragen. Der Regenwald ist heute auf über 500 km2 abgestorben. Die (von OTML bestellte) Guppe von Wissenschaftlern "Peer Review Groop" fürchtet, bei einer weiteren Belastung wie bisher könne sich die Absterbefläche auf 2000 km2 vergrößern. Natürliche Sedimente waren den Anwohnern des Flusses als fruchtbarer neuer Boden willkommen. Wegen der übermässigen Menge und seiner ungeeigneten Zusammensetzung ist der Minenabfall das genaue Gegenteil, so dass in der Absterbezone kein "Gartenbau" (wie die dortige Form von Landwirtschaft bezeichnet wird) mehr möglich ist.

Ok Tedi und Absterbezone bei Bige

Der Fly River nahe Kiunga, oberhalb der Mündung des Ok Tedi. Fluss und Wald sind sichtbar intakt. Sehen Sie den Videofilm.

Unsere Reise führte uns nicht weiter stromab, so dass die folgenden Informationen aus der Literatur bezogen wurden. Die feinkörnige Fraktion des Abfalls, hauptsächlich die Tailings, werden den ganzen Fly River hinunter bis in den Golf von Papua verteilt. Dieses Problem wird als das ernsteste betrachtet, weil es nicht auf eine kurze Strecke und den Hauptstrom zu begrenzen ist. Lagunen, Seitenarme, Sümpfe und sogar Nebenflüsse werden mit einer dünnen Schicht von Minenschlamm beaufschlagt. Dieser Schlamm unterscheidet sich grundsätzlich von natürlichen Trübstoffen. Die Körner frisch aus der Mühle haben scharfe Kanten, die die Kiemen von Fischen verletzen. Tailings sind vollkommen anorganisch, ohne Anteile von Boden und organischem Zerfallsmaterial.

Kupfer wird durch die Flotation nicht vollständig abgetrennt, so dass 120 Tonnen/Tag Kupfer mit den Tailings den Ok Tedi hinabfließen. Chemisch ist Kupfer als Sulfid fest an die Kalksteinpartikel gebunden. Wenn jedoch Sulfide der Luft (auch sauerstoffhaltigen Wasser) ausgesetzt werden, werden sie in Oxide umgewandelt und Schwefelsäure freigesetzt. Kein Grund zur Sorge, meint OTML, weil Kupferoxid immer noch schwerlöslich in Wasser ist, und die Säure durch den im Überschuss vorhandenen Kalkstein neutralisiert wird. Das klingt plausibel, würden die Tailings denn geordnet abgelagert, z. B. auf dem Spülfeld in Bige. Im Flusssystem jedoch finden auch biologische Prozesse statt, durch die Kupfer mobilisiert und Organismen verfügbar gemacht werden. Einige sind sehr empfindlich gegen Kupfer, wie Schnecken und Garnelen. Selbst ungelöstes Kupferoxid hat einen massiven Effekt auf Mollusken: Seeschiffe werden mit Kupferoxid (ersetzt das hochgiftige Organozinn) gestrichen als Schutz gegen Bewuchs mit Muscheln. Der Einfluss einer jährlichen Fracht von 30 000 Tonnen Kupfer kann beim derzeitigen Wissensstand nicht abgeschätzt oder gar als "ungefährlich" vorhergesagt werden. 

Hettler schließt aus seinen Sedimentuntersuchungen im Gebiet des Mittleren Fly River (1992 - 1995, Dissertation, gefördert von UNEP): 

    Von den Spurenmetallen, die in den Rückständen der Ok Tedi Mine enthalten sind, ist das Kupfer wegen seiner starken Anreicherung über dem natürlichen Hintergrund, seiner hohen hydrochemischen Mobilität und seiner Ökotoxizität schon im Spurenbereich von größter ökologischer Relevanz.
    Die Gebiete der Schwemmebene ... spielen eine zentrale Rolle für die Reproduktion und Ernährung von Fischen. Dieser Teil des Flussökosystems ist besonders empfindlich für die von dem Bergbauprojekt hervorgerufenen Veränderungen der Umweltsituation.
    ... kann es Jahrhunderte dauern, bis die kupferreichen Ablagerungen durch eine unbelastete Sedimentschicht abgedeckt sind. 
Erstellt März 2001

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