Fragen und "Antworten" zum Baden in der Elbe

Der Förderkreis »Rettet die Elbe« eV schrieb an
Herrn Senator Rehaag
Behörde für
Umwelt und Gesundheit
Billstraße 84,
20539 Hamburg

Elbe Badetag 14.07.2002

Sehr geehrter Herr Senator Rehaag,

die Deutsche Umwelthilfe plant, am 14.7.2002 einen "Elbe Badetag" auch in Hamburg mit einem öffentlichen Baden in der Elbe zu begehen. Allein diese Ankündigung löst bei vielen Bürgern Irritationen aus, die auch an den Förderkreis »Rettet die Elbe« als ein in Fragen des Elbschutzes versierten Verband herangetragen werden. Dies ist für uns Anlass, Ihr Haus um eine Stellungnahme zum Elbe - Badetag zu bitten:

Wenn sich der interessierte Bürger über den Zustand der Unterelbe in Hinblick auf ihrer Eignung als Badegewässer informiert , muss er sich mit folgenden Sachverhalten auseinandersetzen:

  1. Bedingt durch Elbevertiefungen und Eindeichung von Vordeichsländern und Flachwasserzonen hat die Strömung eine Stärke erreicht, die bereits für viele eigentlich strömungsgewohnte Fischarten zu einem Problem wird und auch geübte menschliche Schwimmer überfordern könnte.
  2. Gerade am Nordufer der Elbe, wo die geplante Badeveranstaltung stattfinden soll, verläuft die Fahrrinne in unmittelbarer Nähe der verbliebenen Sandstrände, was Schwimmer zusätzlichen Gefahren aussetzt.
  3. Der Wellenschlag der Schiffe hat in der Vergangenheit an der Unterelbe zu Unfällen mit Personenschäden geführt. Betroffen waren Personen, die sich an Land befanden. Mittlerweile sind Warnschilder für Spaziergänger an der Elbe aufgestellt worden. Um so größer ist die Gefahr durch Wellenschlag für Schwimmer
  4. Die nach der EU Norm für Badegewässer erforderliche Sichttiefe von 1m wird an der Unterelbe nicht erreicht
  5. Im Sommer liegt die Belastung mit Coli Bakterien vor allem nach vorangegangenen starken Regenfällen, die die Hamburger Mischsiele zum Überlaufen bringen, über der EU-Norm für Badegewässer
Alle diese Sachverhalte lassen nur den Schluss zu, dass die Elbe bei Hamburg als Badegewässer ungeeignet ist. Angesichts der Aussicht, dass von politsicher Seite sich der Umgang mit dem Lebensraum Elbe in absehbarer Zeit kaum ändern wird, legen die Sachverhalte 1. - 3. zudem nahe, dass die Unterelbe auch nicht das Potenzial zu einem Badegewässer besitzt.

Daher bitten wir Sie in Ihrer Stellungnahme um die Beantwortung folgender Fragen:

  1. Teilen Sie unsere Auffassung, dass die Elbe bei Hamburg als Badegewässer ungeeignet ist ?
  2. Teilen Sie unsere Auffassung, dass die Unterelbe auch nicht das Potenzial zu einem Badegewässer besitzt ? Sollten sie unsere Auffassung nicht teilen, unter welchen Voraussetzungen könnte aus Ihrer Sicht dieses Potenzial realisiert werden ?
  3. Beabsichtigen Sie, die Badeaktion an der Elbe zu genehmigen bzw. sich für ihre Genehmigung auszusprechen. Welche Auflagen müssten dann zur Sicherheit der Badegäste erteilt werden ?
  4. Beabsichtigt Ihr Haus zum Elbe - Badetag öffentlich Stellung zu nehmen und wenn ja in welchem Sinne ?
  5. Sollte der Badetag stattfinden, und sollten Sie hinsichtlich Punkt 1. unsere Auffassung teilen, wie will dann die Behörde für Umwelt und Gesundheit dem mit dieser Aktion suggerierten gefährlichen Eindruck entgegentreten, man könne in der Elbe ungefährdet baden.
Die Bürgerinnen und Bürger haben Anspruch darauf, über die Haltung der Behörde für Umwelt und Gesundheit zu diesem Event zutreffend und rechtzeitig informiert zu werden. Angesichts des näherrückenden Termins bitten wir Sie daher um eine Antwort auf unsere Fragen bis zum 14.6.2002.
 
 

Mit freundlichem Gruß

Bernd Moritz


Als wir schon nicht mehr mit einer Antwort rechneten, erreichte uns dieser Brief:

Behörde für Umwelt und Gesundheit
Senator Peter Rehaag
Billstraße 84

25. Juni 2002

An
Förderkreis "Rettet die Elbe" e.V.
Herrn Bernd Moritz
Nernstweg 22
22765 Harnburg

Erster Internationaler EIbe-Badetag am 14. Juli 2002

Sehr geehrter Herr Moritz,

ich danke Ihnen für Ihr Schreiben, das hier am 4. Juni eingegangen ist.

Der Erste Internationale EIbe-Badetag am 14. Juli 2002 ist ein gemeinsames Projekt der Deutschen Umwelthilfe und des Verlagshauses Gruner + Jahr. Kooperationspartner sind unter anderem der BUND, der NABU, die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft und das Technische Hilfswerk.

Der EIbe-Badetag soll zeigen, welche Fortschritte in den vergangenen zehn Jahren bei der Verbesserung der Wasserqualität durch Sanierungsmaßnahmen, Betriebsstilllegungen und Klärwerksbauten gemacht wurden. Er soll zugleich die Elbe als einmalige Natur- und Kulturlandschaft und attraktives Naherholungsgebiet in den Blickpunkt rücken.

An diesem Tag werden an voraussichtlich mehr als 55 Orten entlang der Elbe Badestellen eingerichtet. An jeder Badestelle wird ein strömungsarmer Bereich gekennzeichnet, in dem ein ungefährliches Baden möglich ist. Für die Sicherheit der Badegäste sorgen die Rettungsschwimmer der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft. Auch werden unmittelbar vorher Messungen der Wasserqualität durch die örtlichen Gesundheitsämter durchgeführt.

In Hamburg wird der Elbe-Badetag mit einem Strandfest in Wittenberge gefeiert. Die Behörde für Umwelt und Gesundheit unterstützt diese Idee und wird mit einem Informationsstand und einem Messbus zur Bestimmung der Wasserqualität in Wittenberge vertreten sein. Ich bin eingeladen worden, die Veranstaltung mit einem Grußwort zu eröffnen und werde dieser Einladung gerne nachkommen.

Es sollte allerdings auf keinen Fall bedenkenlos in dem Hamburger Teilstück der Elbe gebadet werden - weder am 14. Juli noch an einem anderen Tag. Die Fahrrinne der Schiffe liegt nah am Ufer, und durch den Sog und Schwall der Schiffe können Badende, vor allem Kinder, gefährdet werden. Darauf weist das Bezirksamt Altona in seinen Veröffentlichungen zum Thema "Baden in der Elbe" auch ausdrücklich hin.

Die Veranstalter des Ersten Internationalen EIbe-Badetags sind sich der besonderen Situation in Hamburg bewusst. Sie werden deshalb entsprechende Hinweise geben.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Rehaag



Seite erstellt Juli 2002

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