Baden in der Elbe ? Besser nicht...

Leere Versprechungen

Seit Jahrzehnten versprechen der Hamburger Senat und seine jeweiligen Umweltsenatoren den Hamburger Bürgern, die Elbe werde saniert und man könne bald wieder in ihr baden. Angesichts von Elbvertiefungen, Eindeichungen, Abwassereinleitungen und Schiffsverkehr, verwundert es nicht, dass dieses Versprechen jedoch bisher nicht eingelöst werden konnte. 
Man hörte lange Zeit - selbst zu Wahlkampfzeiten - nichts mehr vom Bad in der Elbe. Bis jetzt. Die Deutsche Umwelthilfe und der Medienkonzern Gruner & Jahr haben das Projekt “Lebendige Elbe“ gestartet: Am 14. Juli sollen sich in Hamburg am Wittenbergener Strand bei Blankenese die Bürgerinnen und Bürger beim ersten “internationalen Badetag“ in die Fluten der Elbe stürzen. 
Mit dem Badetag gaukeln dessen Veranstalter und Umweltsenator Peter Rehaag - der den Badetag mit einem Grußwort eröffnet - der Öffentlichkeit vor, die Elbe sei wieder genesen und als Badegewässer tauglich. 
Selbstverständlich werden weder von den Veranstaltern noch vom Umweltsenator die nächste geplante Elbvertiefung und die damit verbundene weitere Verschlechterung des Zustands der Elbe erwähnt. 

Die Elbe, weit entfernt von einem Badegewässer

Die Elbe ist aus vielen Gründen von einem Badegewässer weit entfernt und wird auch in Zukunft nicht zum Bade einladen. Gegen solche jetzt fälschlich geweckten Hoffnungen sprechen folgende Tatsachen: 

Die starke Strömung

Bedingt durch die laufenden Elbvertiefungen und Eindeichungen von Vordeichsflächen hat die Strömung in der Elbe eine Stärke erreicht, die nicht nur für viele Fische zu einem Problem geworden ist, sondern die auch geübte Schwimmer überfordert. Durch die nächste geplante Elbvertiefung wird sich die Strömung nochmals verstärken. 

Der Schiffsverkehr

Die Fahrwasserrinne für die Schifffahrt verläuft am nördlichen Ufer der Elbe bei Hamburg in unmittelbarer Nähe der wenigen verbliebenen Sandstrände, auf der Südseite ist das Ufer durch Kaianlagen und Steinschüttungen verbaut. Die vorbeifahrenden Schiffe verursachen einen so starken Sog und Wellenschlag, dass sich die Stadt Hamburg veranlasst sah, an den Stränden Warnhinweise aufzustellen. 

Dies geschah allerdings erst, nachdem Kinder von den Wellen erfasst worden waren. Um die badenden Menschen vor den Gefahren durch den Schiffsverkehr zu schützen, müsste er auf der Elbe unterbunden werden. 

Die Fäkalien (Scheiße) und die Sichttiefe

Ein Badegewässer muss gemäß EG-Badegewässerrichtlinie und nach der Hamburger Verordnung über Badegewässer verschiedene Vorraussetzungen erfüllen. Die einfachste Bedingung, nämlich eine Transparenz (Sichttiefe) von mindestens einem Meter - die zur Rettung von ertrinkenden Menschen notwendig ist - wird in der Elbe nicht erfüllt. 

Auch sollten die Ergebnisse der bakteriologischen Untersuchungen der Umweltbehörde in Wittenbergen für den Umweltsenator Anlass genug sein, den Badetag zu verbieten: 
“Die ... erhobenen Befunde zeigen, dass hier relativ häufig die Badegewässergrenzwerte für Gesamt- .... und Fäkalcoliforme ... überschritten sowie des öfteren Salmonellen (bei Wittenbergen ...) nachgewiesen werden“. (Umweltbehörde Hamburg). Mit einer solchen Verunreinigung ist das Gewässer durch die für Menschen gefährlichen Krankheitserreger faktisch eine Infektionsquelle. 

Außerordentlich hohe fäkalbakterielle Belastungen im hamburgischen Elbabschnitt treten auch nach starken Regenfällen auf, wenn Überläufe aus der Mischwasserkanalisation am Nordufer der Elbe verunreinigtes Wasser in den Fluss spülen: In Hamburg werden nach wie vor Regen- und Abwasser zusammen in einer Kanalisation gesammelt und zum Zentralklärwerk transportiert. Bei starken Regenfällen reicht dann die Transportkapazität der Kanalisation nicht aus und das Abwasser gelangt über die Überläufe direkt in die Elbe. 

Verantwortungslose Veranstalter

Angesprochen auf dieses Problem, teilte der Senator uns am 25. Juni 2002 mit, dass die Umweltbehörde mit einem Messbus zur Bestimmung der Wasserqualität in Wittenbergen vertreten sein wird. Mit dem Messbus soll der Öffentlichkeit vorgegaukelt werden, dass die Behörde alles unternimmt um die Badenden zu schützen. Ein Umwelt- und Gesundheitssenator sollte allerdings wissen, dass die entscheidenden Ergebnisse über die bakterielle Belastung erst frühestens zwei Tage nach dem Elbe - Badetag vorliegen können. 

Die Deutsche Umwelthilfe wurde bereits im September 2001, anlässlich einer Pressefahrt auf der Elbe, von »Rettet die Elbe« auf die oben geschilderten Probleme hingewiesen. Offensichtlich war und ist die Umwelthilfe nicht gewillt, diese Warnungen zu beachten ? die Aussicht, mit einem medienträchtigen Event den eigenen Namen bekannt zu machen und die Spendentöpfe zu füllen, sind wohl allzu verlockend und wichtiger als sich für eine Sanierung und gegen die weitere Zerstörung der Unterelbe einzusetzen. 



Seite erstellt Juli 2002
update Feb. 2003